Geschichte

Leider existiert das erste Protokollbuch des Vereins nicht mehr. Die Recherchen stützen sich daher vorwiegend auf die Berichterstattung in Zusammenhang vergangener Jubiläen. Vieles wurde vor fünfzig Jahren festgehalten, nach mündlicher Überlieferung durch August Pfefferli, dem damals letzten lebenden Gründungsmitglieds.

Demzufolge trafen sich 1923 auf Initiative von Jakob Jurt, der von Beruf Gärtner war, rund fünfzig Männer aus Wangen bei Olten und Rickenbach zur Vereinsgründung. Von Anfang an nannte sich der Verein «Obst- und Gartenbauverein Wangen-Rickenbach».  Die Motivation zur Vereinsgründung war unter anderem eine Obstschwemme im Vorjahr.  Das «Exportventil» Deutschland war in der Krisenzeit nach dem ersten Weltkrieg geschlossen und die Obstqualität war wegen der mangelhaften Baumpflege so schlecht, sodass viel Obst im Brennfass landete. Folglich führte der billige Schnaps in der Schweiz zu volksgesundheitlichen Schäden – spricht, zur Förderung des Alkoholkonsums.
Wangen bei Olten umfasste damals zirka 1700 Einwohner, Rickenbach knapp 400. Etliche Bewohner arbeiteten bei den Schweizerische Bundesbahnen oder beim einzigen ansässigen Industrieunternehmen, der 1909 gegründeten Kleiderfabrik Frey. Trotzdem galten die beiden Gemeinden als typische Kleinbauerndörfer. Eine Mehrzahl der Bahn- und Fabrikarbeitenden unterhielten ihr landwirtschaftliches Heimwesen, um ihr bescheidenes Einkommen für die Familien aufzubessern.

Ziel der Vereinsgründung war, durch Aufklärung in Kursen und mit Exkursionen eine bessere Erntequalität im Kleinbauernbetrieb, aber auch im privaten Obstgarten zu erreichen.
Erst ab 1958 wurden Blumen und Gemüseanbau verstärkt thematisiert. Im Protokoll der Generalversammlung steht folgendes: «Herr Kursleiter Paul Hoedl verdankt die ehrenvolle Wahl und macht in Bezug auf das diesjährige Arbeitsprogramm die Anregung, im bisherigen Kursprogramm eine Umgestaltung vorzunehmen, indem dem Gemüsebau und der Blumenpflege vermehrter Platz eingeräumt wird». Weiter ist zu lesen: «Dass die verehrten Damen dem Bestreben des Vereins grosses Interesse entgegenbringen, geht daraus hervor, dass Frau Siebold und Frau Segessenmann spontan den Beschluss der Versammlung auf Einführung von Kurstagen für die Blumenpflege sehr begrüssen und dafür danken». Die Zeit war reif, in der auch Frauen im Verein integriert wurden. An der Generalversammlung 1964 wurde dann auch die erste Frau als Aktuarin in den Vorstand gewählt. Allerdings zog sie ihr Amt ein Jahr später wieder zurück, mit der Begründung (Auszug aus dem Protokoll): «Während des vergangenen Jahres jedoch kam die Aktuarin zur Überzeugung, dass sich speziell für einen Gartenbauverein, welcher seine Versammlungen doch meistens in Restaurants abhalten muss, eher Männer zu Vorstandsmitgliedern eignen».

In den hundert Jahren hat sich der Verein verändert und weiterentwickelt. Er umfasst rund 250 Mitglieder und ist dem «Verband deutschschweizerischer Gartenbauvereine» VdGV angeschlossen. Der Vorstand ist aktuell mit 7 Frauen und mit nur einem Mann besetzt. Entsprechend der heutigen Zeit finden so kreative Themen wie die Gestaltung von Blumenarrangements oder auch spezielle Koch- und Einmachkurse im Jahresprogramm Platz.
Der Verein setzt sich für eine vielfältige Gartenkultur ein. Er ist bestrebt, mit themenbezogenen Kursen, Vortragsreihen und Exkursionen das theoretische sowie praktische «grüne» Fachwissen zu fördern. Neue Erkenntnisse wie beispielsweise in den Bereichen Biodiversität, Neophyten, biologischer Anbau, etc. werden aufgenommen und thematisiert. Als Referenden und Kursleitende werden jeweils gut ausgewiesene Fachleute beigezogen.